Es gibt Geschichten, die kommen mit ganz wenig Platz aus und beinhalten doch die ganze Welt. Das kleine Haus ist eigentlich eines von fünf kleinen Häusern, aufgereiht wie Perlen am Ufer eines Flusses, irgendwo in den Niederlanden. Am anderen Ufer liegt ein Bauernhof, überquert man die Straße auf der Vorderseite der Häuser, liegt dort ein weiterer. Mehr braucht es nicht. Außer der Brücke natürlich! Die führt über den Fluss und wenn die Autos sie überqueren müssen, donnern sie oft haarscharf am letzten Haus in der Reihe vorbei. Dem Haus, in dem Juss mit seinen Eltern Walter und Zaza wohnt. Und praktischerweise wohnen in den vier anderen Häusern lauter Tanten, Onkel, Nichten, Neffen und Großeltern von Juss.

Die kleine Siedlung beherbergt einen ganzen Mikrokosmos verschiedenster Charaktere, Temperamente und Lebensentwürfe. Aber alle sind füreinander da. Immer. Selbst, oder besonders, als die vielköpfige Familie plötzlich mit einem großen Schrecken umgehen muss.

Selma Noort nimmt sich Zeit für ihre Geschichte und ihre Figuren. Sie erlaubt ihrer Erzählung, Serpentinen zu fahren, Schleifen zu drehen, Abzweigungen auszukundschaften. Die Zeit, ihr Vergehen und die damit verbundenen Veränderungen erscheinen wie unter dem Brennglas verdichtet. Während andere Dinge sich immer gleich bleiben. Und nie verliert Selma Noort ihr zentrales Thema aus den Augen: Die große Kraft einer Gemeinschaft, die, so unterschiedlich ihre Mitglieder auch sind, einander vertraut und zusammenhält.

Für alle ab 9, die eine große Familie haben oder sich manchmal eine wünschen.
SW

Selma Noort, Felicitas Hortschäfer (Illustr.)
Gerstenberg 2025
ab 9 Jahren