Wir kommen zurecht. Könnte man meinen, wenn man Philips Leben mal von außen betrachtet. Das Abitur steht an und ist nicht in Gefahr. Er ist gerade so beliebt, dass er nicht in Schwierigkeiten gerät und mitschwimmen kann. Er lebt mit seinem Vater, einem erfolgreichen Arzt, und dessen neuer Partnerin Stella in einem schönen Haus in der Stadt. Gut, seine Eltern haben sich getrennt, aber das ist nun auch nichts ungewöhnliches heutzutage, oder?

Diese scheinbare bürgerliche Normalität gerät immer wieder aus den Fugen, wenn seine Mutter auftaucht. Am Telefon, an der Haustür oder in Form eines Freundes, der Philip an seinem 18. Geburtstag zeigt, wie man "richtig" feiern geht. Dieser ungebundene Typ ist nur ein Moment, in dem Annika Büsing uns und ihren Figuren zeigt, das hinter den Fassaden noch mehr ist, als man von außen zu meinen scheint. In der psychische Erkrankungen der Eltern die Kinder mitprägen und dass es keine Selbstverständlichkeit ist, dass man schon irgendwie "zurechtkommt".

Sie schreibt das mit schöner sprachlicher Klarheit und stattet alle Figuren mit einer ordentlichen Portion Empathie aus. Dieses Buch kann ein Jugendbuch sein (es ist ja eine Coming-of-Age-Geschichte). Es ist aber auch ein Familienportrait und einer kleiner Gesellschaftsroman. Vor allem ist es sehr gelungen - ein Lieblingsbuch des ganzen Krumulus Teams.
MM

Annika Büsing
Steidl 2025
ab 16 Jahren